Pop: "Superstar" Thomas Godoj rockt vor ausverkauftem Haus im Maimarktclub und gewinnt sein Publikum durch Authentizität
"Woo-Hoo" aus voller Kehle klingt lange nach
Von unserem Mitarbeiter Martin Vögele
Gewinner bei "Deutschland sucht den Superstar?" Wahrscheinlich nicht eben die vorteilhafteste Referenz für einen Musiker. Schließlich wird - zumindest dauerhafter - Erfolg in der Branche oft an dem festgemacht, was man gern unter dem Begriff "Authentizität" einordnet. Und gerade in der Rockmusik gelten Casting-Wettbewerbe doch eher selten als Talentschmieden und Gralshüter in Sachen Aufrichtigkeit und Integrität.
Thomas Godoj, jüngster Sieger bei "DSDS", ist erfolgreich, sein Debütalbum "Plan A!" fuhr Platinstatus ein und für seine Tour wurden bereits Zusatztermine anberaumt. In Mannheim wurde sein Konzert vom Capitol in den größeren Maimarktclub verlegt und ist auch hier ausverkauft. Unter den Casting-Show-Teilnehmern steht er gleichsam für ein Kontrastprogramm - schließlich hatte Godoj zuvor schon in einer Reihe von Rockbands gespielt und sein Studium zugunsten der Musik beendet. Und ja: er sing gut, klingt live sogar noch besser als auf Studioaufnahmen.
Zunächst aber gehört die Maimarktclub-Bühne den fünf Musikern von Luxuslärm. Das ist souverän gespielter und gut komponierter Pop als Hardcore-Mimesis (Album: "1000 Kilometer bis zum Meer"). Dann kommt Thomas Godoj, Mütze, graues T-Shirt, und wird von 2600 Besuchern euphorisch willkommen geheißen. "Mein Plan A ist in Erfüllung gegangen", verkündet er und dankt dies dem Publikum mit den Hits, die ihn seit "DSDS"-Beginn begleitet haben - darunter "Chasing Cars" von Snow Patrol, "Let It Be" in einer harten Version, die Singles "Love Is You", "Helden gesucht" oder "Autopilot". Zudem serviert man das wuchtige "Liebe zur Sonne" von Godojs Ex-Band Wink und ein Uptempo-Cover des Elvis-Klassikers "Suspicious Minds".
Viele Nummern auf "Plan A!" sind stadionrock-tauglich - Songs mit griffigen Melodien, dem nötigen Pathos und reichlich Energie. Live wird das von den Musikern mit sattem Sound in Szene gesetzt und druckvoll gespielt (an Gitarre und Schlagzeug: Godojs Wink-Kollegen Sebastian Netz und Torsten Bugiel). Der 30-Jährige selbst rockt gehörig, besticht bei einem Unplugged-Set mit gefühlvollem Gesang.
Ärgerlich sind indessen die langen Unterbrechungen, Didgeridoo- und Drum-Brücken, zwischen den Songs. Running Gag wird das "Woo-Hoo" aus Blurs "Song 2", der immer wieder ansonsten textfrei angespielt wird. Gleichwohl scheint das kaum jemanden zu stören. Nach zwei Stunden ist Godojs bejubelter Auftritt zu Ende. Die "Woo-Hoos" aber klingen noch lange, aus vielen Kehlen beim Nachhauseweg gesungen, nach.
Mannheimer Morgen
23. Dezember 2008
Quelle: http://www.morgenweb.de/nachrichten/kultur/20081223_srv0000003593876.html
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